ÜBER DIE VERANSTALTUNGSREIHE

Es sind widrige Bedingungen, unter denen wir euch dafür umso herzlicher in diesem November zu unserer antifaschistischen Veranstaltungsreihe „Gestern, morgen“, angelehnt an das gleichnamige Buch von Bini Adamczak einladen: die AfD erzielt in den Landtagswahlen neue Rekord-Anteile, seit Monaten verschärft sich die  rassistische europäische Migrationspolitik. Die Lebenshaltungskosten steigen, während sich Arbeitnehmer:innen bemühen, ihren Arbeitgeber:innen zumindest entsprechende Lohnerhöhungen abzuringen. Auf der anderen Seite wollen die Diskussionen um Kürzungen von Sozialleistungen und die Hetze gegen deren Empfänger:innen nicht abreißen. 

Auch vor Ort, in Lüneburg und dem unmittelbaren Umland, stellen wir fest, dass eine rechte Jugendkultur anwächst, dass Pride-Demos offen bedroht und Geflüchtetenunterkünfte angegriffen werden. Von Verschwörungsnarrativen durchzogene Proteste, die aus der Coronapandemie überdauert haben, und Stimmungsmache gegen Feminismus rund um sogenannte „Gender-Sprache“ sind regelmäßig in der Lüneburger Innenstadt zu finden. 

Diese Entwicklungen sind in den letzten Monaten und Jahren nicht vom Himmel gefallen, sondern erwachsen aus den gesellschaftlichen Verhältnissen. Inflation und Prekarität, zunehmende Naturkatastrophen und die Coronapandemie, kriegerische Konflikte und Versorgungskrisen sind durch systemische Ursachen bedingt und hängen mit kapitalistischen Dynamiken zusammen. Trotzdem bleiben linke und emanzipatorische Bewegungen, die diese Strukturen kritisieren und Alternativen aufzeigen, zurzeit marginal. Stattdessen gewinnen autoritäre Kräfte in den letzten Jahren an Stärke und mobilisieren immer mehr besonders junge Menschen. Autoritär linke Gruppen setzen zum Aufbau einer Massenbewegung unter ihrer Vorreiterschaft auf vereinfachte Analysen zu mobilisierungsstarken Themen. Den Akteur:innen geht es dabei nicht darum, sich mit anderen linken Positionen wirklich auseinander zu setzen und auch sich selbst kritisch zu reflektieren. Es ließe sich noch viel mehr – und weniger oberflächlich – sagen. Wichtig ist uns, dass all diese Entwicklungen als autoritäre Reaktionen auf multiple Krisen problematisiert werden müssen.

Gerade auch unter diesen widrigen Voraussetzungen wollen wir mit unserer Veranstaltungsreihe an der Idee von einem besseren Morgen festhalten. Um die Verhältnisse verstehen und verändern zu können, brauchen wir linke Analysen, die sich auf die gesamte Gesellschaft beziehen und auch den kritischen Blick auf die eigene Geschichte und Gegenwart nicht aussparen. In Zeiten, in denen Rufe nach einer linken Einheitsfront immer lauter werden, ist eine Auseinandersetzung um unsere Differenzen umso wichtiger, um konfliktfähige emanzipatorische Bewegungen zu schaffen. Gerade mit dem Verlust des Anna&Arthur, dem ehemaligen Lüneburger Projekthaus und Infoladen, fehlt eine Anlaufstelle, um örtliche Strukturen kennen zu lernen, sich zu organisieren und auch in die Auseinandersetzung miteinander zu gehen. Die Veranstaltungsreihe soll so eine Anlaufstelle bieten – einen Rahmen, in dem verschiedene Perpektiven auf und gegen die Verhältnisse, die uns beschäftigen, zu Wort kommen können. Sie soll es ermöglichen, mehr über antifaschistische, emanzipatorische und linksradikale Ansätze zu erfahren, örtliche Gruppen kennenzulernen, sich gemeinsam weiterzubilden und zu diskutieren. 

Als selbstorganisierte Gruppen wollen wir euch und uns mit gesellschaftskritischer Theorie und Praxis in Kontakt bringen, ähnlich wie es bei „Kritischen Einführungswochen“ für Studierende getan wird. Unsere Veranstaltungen richten sich dabei aber an alle Interessierten, ob Schüler:in, Azubi, Studi, Angestellte:r oder nichts von alledem. Vielleicht habt ihr euch in den letzten Monaten im Rahmen der Proteste gegen die AfD erstmals politisiert und seid jetzt neugierig auf linksradikale Perspektiven, habt diese aber bisher in Lüneburg nicht angetroffen. Oder ihr habt euch schon länger politisiert, aber seid erst kürzlich neu in die Stadt gezogen und sucht jetzt nach Gleichgesinnten. 

Wenn ihr auf dem neuesten Stand über die antifaschistische Veranstaltungsreihe bleiben wollt, folgt uns auf Instagram, abonniert unseren Telegram-Kanal, oder besucht unseren Blog. Ihr findet dort in den kommenden Tagen alle Infos zu den geplanten Veranstaltungen. Für Fragen und Veranstaltungsanmeldungen sind wir außerdem auch per E-Mail erreichbar.  

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